Here it is...

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Und noch eine Heizung?

Vor einiger Zeit hat mein Wohnsattelfreund Uwe eine Diesel Zusatzheizung in seinen Celtic Rambler eingebaut. Ich habe es zur Kenntnis genommen aber eigentlich nicht gedacht dass das etwas für mich ist. Er sagte er bräuchte das nach Flugturns, um sich mal richtig aufzuwärmen und dann will er mal auch hohe Temperaturen jenseits der 20 Grad... So ein Bedarf habe ich nicht.

Aber mir steht ja ein Winterhalbjahr auf 1000 m Höhe bevor - und so ist heizen immer ein Thema. Also denke ich mal über die Vorteile einer zusätzlichen Dieselheizung nach:

1) Redundanz,  bei einem Heizungsausfall hat man ohne Redundanz schon ein mittelgrosses Problem
2) Kosten, Gas ist in Österreich sehr teuer. die 11 kg Flasche kostet ca. 30 Euro und reicht im Winter gerade mal im Mittel 2,5 Tage.
3) Gesteigerte Unabhängigkeit vom babylonischen Gasflaschengewirr in Europa. Heizt man in den Übergangszeiten mit Diesel, dann halten die 2 Gasflaschen 4-6 Wochen und man ist nicht abhängig von der Gasflaschentechnik in Zielländern...

Punkt 1 und 3 sind releativ klar. Bei Punkt 2 muss ich mal ein bisschen rechnen:

Heizwert Diesel 10 kwh/Liter
Heizwert Propan 12,9 kwh/kg
11 kg Propangas 30 Euro
1 Liter Diesel 1,20 Euro

Bei Propan ergibt sich also bei Verbrauch einer 11 kg Flasche in 2,5 Tagen (60h) ein Energieumsatz von 11*12,9kWh = 141,9 kWh für die 60 Stunden das entspricht 2,365 kW/h. Postuliert man, dass man mit gleichen Wirkungsgrad heizen kann so würde man bei Diesel 2,365/10 = 0,2365 Liter/h benötigen macht 5,7 Liter am Tag.

Der finanzielle Einsatz bei Diesel beträgt pro Tag 6,84 Euro.
Der finanzielle Einsatz bei Gas beträgt pro Tag 12 Euro.

Macht eine Ersparnis von 5,16 Euro/Tag.

Hmm, das hört sich gut an, nach 2,5 Wintern, wäre die Heizung amortisiert. Aber natürlich hat das nicht nur Vorteile. Hier die Nachteile:

1) Heizung benötigt Gewicht (ca 14kg + Dieseltank)
2) Heizung verbraucht Platz
3) Einbau/Umbau will geleistet sein und ist auch immer mit Risiken/Unwägbarkeiten verbunden...

Für und Wieder abgewogen. Eigentlich hatte ich mich schon dagegen entschieden. Bis ich auf die tolle Idee kam, die bisherige Warmluftverrohrung zu verwenden und die Heizung zum anflanschen zu bauen. Damit ist der Nachteil Platz eliminiert und der Nachteil Gewicht schlägt nur dann zu wenn man es wirklich braucht, im Winter aber eben nicht im Sommer. Und die Risiken/Unwägbarkeiten?

Herausforderung angenommen! Hier die Baubilder:

Gebaut zunächst das Gehäuse. Hierzu verwende ich Siebdruckplatten in 9mm Stärke.
Die kann man im Internet fertig auf Maß bestellen mit allen Aussparungen und Löchern...
Hier sieht man die unter Hälfte der späteren Heizung. Mit der Montageplatte aus Edelstahl für die beiden Standheizungen. Ich habe mich anstatt für eine 4KW für 2*2KW entschieden. Diese Lösung ist zwar teurer, aber sie hat Redundanz- und Betriebsvorteile. (Nähere siehe hier...)
Links und Rechts kommen die Schalldämpfer für die Luftansaugung und in die Mitte das Abgassystem. Damit ist die untere Hälfte verbaut. In die obere Hälfte kommen dann die beiden Heizungen, Tanks, Kraftstofffilter und Kraftstoffpumpen.
Hier sieht man die Frontplatte. Sie enthält die Durchgänge für den Adapter an den Wohnsattel.
Hier sieht man die Abgasanlage, Kraftstoff und Verbrennungsluftzuführung.
Anschluss der Schalldämpfer.
Nocheinmal aus anderer Perspektive. Die Adapterplatte enthält folgende Aussparungen:
1) 90mm Warmluftabgabe
2) 2*60mm Raumluftansaugung unten links und Rechts (Umluftbetrieb)
3) 2* Verbrennungsluftansaugung (unten mittig)
4) Durchgang für Elektrik
Hier sieht man die Konter-Adapterplatte am Trailer. Ist innwanig isoliert und liegt auf der normalen Dichtlippe der Wartungsklappe auf. Gekontert innen mit zwei Kantölzern.
Auf die 4 Gewindestangen wird jetzt ein Tragegestell montiert. (Standardmodell für Klimaanlagen)
Dieses trägt die Heizung.
Hier ein erster Probebetrieb, noch mit einem provisorischen Tank. Die beiden richtigen Tanks sind noch nicht geliefert...
Nach anfänglichen Schwierigkeiten, Undichtigkeiten in der Kraftstoffführung, läuft alles zur Zufriedenheit.

Die externe Flanschlösung hat noch einen, bisher noch nicht genannten gewaltigen Vorteil: Man hat eine kleine kompakte transportable 4kw Heizung. Ich verwende sie z.B. auch zum Heizen meiner Gartenhütte bei unserm jährlichen Fest der Abmähkammeraden! Darüber hinaus spielt diese Heizung auch eine Rolle in der Daseinsvorsorge für Notfälle...
Hier die an die Gartenhütte angeschlossene Heizung. Hier findet ein normaler 5 Liter Reservekanister als Tank Verwendung.
Natürlich braucht es auch eine Batterie als 12 V Stromversorgung. Hier muss meine Traktorenbatterie herhalten, die im Winter ohnehin ausgebaut ist...
Das Gehäuse bekommt noch schöne Tragegriffe und Verriegelungen für den abnehmbaren Deckel.
Hier ein Blick auf eine Zwischenversion mit 2 innenliegenden 5 Liter Tanks. Ich habe mich aber dann doch gegen diese Bauweise entschieden aus 3 Gründen:
1) zum Tanken hätte ich immer das Gehäuse öffnen müssen...
2) zu geringer Spritvorrat
3) Sicherheitsüberlegungen. Ich wollte die Tanks nicht direkt neben der Heizung haben.
So habe ich mich doch für einen Tank im Trailer entschieden.

...

Hier der Ersteinbau in Österreich. Ich habe auf der Wetterseite noch eine Schutzwand aufgebaut, damit die Heizung schneefrei bleibt und insbesondere auch der Auspuff immer im Freien bleibt. Damit ich die Heizung auch gefahrlos über Modem einschalten kann, auch wenn ich noch nicht Vorort bin.
Das Modem der Heizung ist sehr klein...
Hat geradeeinmal die Grösse einer Zigarettenschachtel. Mit Prepaidkarte und 2,50 Euro/Monat SMS-Flat ist das eigentlich kein Kostenfaktor. So kann ich meine Heizung von unterwegs einschalten...


Zum durchatmen mach ich mal eine Pause bezüglich der Dieselheizung. Ich bleibe aber beim Thema Heizung. Ich habe noch eine weitere Heizung gebaut. Für Gesamtkosten von 15 Euro! Ein Teelichtheitzung:
Ein grosser und ein kleinerer Tontopf, ein Tontopfuntersetzer eine Gewindestange, 5 Muttern und Unterlegescheiben. Mehr braucht es nicht. Macht total behagliche Strahlungswärme!
Machen wir auch hier mal die Rechnung auf.  Zunächst brauchen wir einmal die Heizleistung eines solchen Teelichtes:
Heizwert von Paraffin: Bild "Bilder:MatheFormel010.gif"


Bild "Bilder:MatheFormel005.gif"


Ein Teelicht hat also etwa eine Heizleistung von ca. 42 Watt.

100 Teelichter (mit Brenndauer ca. 4h) kosten beim Globus Baumarkt 3 Euro. Das sind pro Teelicht auf die Lebensdauer von 4h also 168 Watt/h. D.h. in so einem 100er Pack stecken 16,8 KW (!) D.h. wir hätten Kosten von 17,8 Cent/kWh. Das ist ganz gut und absolut konkurenzfähig.

In den Ofen welchen ich gebaut habe passen locker 16 Teelichter rein. Macht 16*42 Watt. D.h. ohne Aufwand haben wir ein 0,67 KW Ofen. Whow.
Fazit nach nunmehr mehrwöchigem Gebrauch: Das ist eine absolut tolle und runde Sache.

Zurück zur Dieselheizung. Hier sehen wir sie ein- bzw. angebaut an ihrem Bestimmungsort:
Hat einen 2 monatigen Winterhärtetest hinter sich.
Wie ist nun das Fazit? Die Heizung muss gut schallgedämmt werden. Dennoch bleiben nennenswerte Geräusche, aussen hauptsächlich die Abgasanlage, innen die Kraftstoffpumpe und die Luftströmungsgeräusche. Inzwischen gibt es wohl etwas teurere aber deutlich leisere Kraftstoffpumpen... Mit der Geräuschentwicklung bin ich nicht zufrieden, obwohl wir uns nach einiger Zeit daran gewöhnt haben. Positiv sind hingegen die erwarteten Verbrauchswerte. Sie liegen im Bereich der Berechnungen eher noch positiver. Wir sparen im Vergleich zum Gas knapp mehr als die Hälfte. Die knapp 4 KW der hier verbauten Heizung ist für den Trailer geradeso ausreichend, etwas mehr wäre besser...